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Das Königssilber


Der Stolz der Bruderschaften war seit altersher das Königssilber. Die frühesten erhaltenen Königsketten im Rheinland stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um einfache Ketten mit nur einem, aber dafür oft sehr prunkvollem Schild mit dem Bildnis des Bruderschaftspatrons. Die ältesten Ketten sind den Ehrenketten vergleichbar, die Ratsherren, Bürgermeister oder Zunftmeister, aber auch Brudermeister der Bruderschaften als Amtszeichen trugen. Der Brauch, dem jeweiligen Schützenkönig eine Kette zu verleihen, dürfte von den Brudermeistern übernommen worden sein. Die weitere Entwicklung des Königssilber wurde beeinflusst durch den bereits Anfang des 16. Jahrhundert einsetzenden Brauch, der Kette weitere kleine Anhänger in Form von Schilden, Armbrüsten, Heiligenfiguren und Werkzeugen beizufügen. Noch deutlicher aber wurde der Silberschatz der Bruderschaft zur Königskette gestempelt, indem man ihn mit einem Anhänger in Gestalt eines silbernen Vogels verband und hierdurch auf das beim Vogelschießen gebrauchte Ziel hinwies. Dies wurde im 16. Jahrhundert allgemein Sitte. Der Vogel unserer Schützenkette ist gewissermaßen das Sinnbild der dem König im Wettkampf zugefallenen Trophäe. Er ist eine Übersetzung des plumpen Holzvogels in eine künstlerische Form. das Schützensilber der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Gindorf gehört zum wichtigsten Dokument und ist historischer Beleg und Quelle der Heimatgeschichte. Das älteste Schild von 1671, dem Gründungsjahr, trägt die Inschrift:
"Johann Steinhäuser/Anna Ditger/Eheleut IHS 1671"


Der Königsvogel ist eine besondere Schönheit und künstlerisch sehr wertvoll. Er ist eine Stiftung des Erzbischofs von Köln, Konrad von Hochstaden, der von 1240 bis 1248 residierte. Der Königsvogel ist wesentlich größer als der an vergleichbaren und bekannten Königsketten. Eine Gravur lässt auf die Arbeit Kölner Silberschmiede schließen. Der Königsvogel stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und wurde ursprünglich als Paar gefertigt. Sein Ebenbild, allerdings ohne Krone, ist im Besitz der Bruderschaft Bergneustadt. Es ist leider nicht bekannt, wann und durch wen dieses wertvolle Symbol rheinischen Schützenwesens nach Gindorf gekommen ist. Das aber das Geschlecht derer von Hochstaden enge Beziehungen zu Goesdorp hatte ist nachgewiesen.
In -Beiträge zur Geschichte der Stadt Grevenbroich H.D. Schnorrenberg Jan.90- finden wir folgende Erklärung:

 

Aus späteren (als1040) Urkunden kann geschlossen werden, dass die altadelige Familie der Herren bzw. Grafen von Hochstaden bestimmend um Gustorfer Gebiet waren. Sie übte zwar ihre Herrschaft nicht im Sinne aus, daß sie in einem territorial abgegerenzten Gebiet der "Gemeinde" Gustorf alle Hoheitsrechte, besonders das Gerichts-und Gewaltmonopol, innehatte, dem jeder Einwohner unterworfen war. Diese Form der Territorialhoheit entwickelte sich erst später. Aber mit ihrem Besitz von mindestens drei der vier Höfe mit erheblichem Ackerland und Weiden sowie anderen Rechten z.B. dem Patronatsrecht der Kirche, waren Macht, Reichtum und Einfluss der Familie von Hochstaden für jeden Gustorfer nicht zum übersehen. Die Familie von Hochstaden war ausweislich der Urkunden im Gebiet der mittleren Erft sehr begütert. So wurde der als erster Hochstadener urkundlich überlieferte spätere Kölner Erzbischof Hermann III (1089-1099) von einem zeitgenössischen Chronisten als "dives" bezeichnet.


Vielleicht machen diese Hinweise die Herkunft des Vogels unserer Königskette etwas deutlicher. Das alter des Vogels lässt aber zweifelsfrei darauf schließen, dass die Bruderschaft Gindorf bereits vor dem Jahre 1671 bestanden hat. Es ist Indiz für die Hinweise, die im Jahr 1671 von einer Wiederbegründung sprechen. Der wertvolle Silberschmuck wurde im Jahr 1992 vom Neusser Goldschmiedemeister Werner Schlüter restauriert und auf die Ursprünge zurückgearbeitet. Seitdem wird der volle Königsschmuck nur noch am Sebastianustag, an Fronleichnam und zum Broer-Fest getragen. Für andere Veranstaltungen wurde ein "kleines Königssilber" kreiert.

 

Das große Königssilber
In der oberen Reihe, links, befindet sich als ältestes Zeugnis der Wiederbegründung im Jahr 1671 eine Königsplakette mit eben dieser Jahreszahl.

Das kleine Königssilber
Unter dem Brustschild, auf dem die Namen mehrerer Könige aus dem vorigen Jahrhunderten eingraviert sind, befinden sich drei Königsplaketten, ebenfalls aus früheren Jahrhunderten. Den Abschluss bildet der Königsvogel. Dieser Königsvogel ist nachweislich eine Stiftung des Kardinal von Hochstaden ( 1240-1248).
Der Vogel wurde ursprünglich als Paar gefertigt. Das Weibchen, ohne Krone, befindet sich in Besitz einer Bruderschaft in Bergneustadt.

 

   
© Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Gindorf 1671 e.V.